Ökonomie

Den ökonomischen Scharfsinn unseres Jahrhunderts kann man an dem Umfang jener Gesamtausgaben ermessen, bei denen der Verbrauch an Papier gering, aber der Verschleiß der Augen unbegrenzt ist. Zur Verteidigung dieser Papierersparnis in den Büchern kann man allerdings hinzufügen, daß es eine Sitte unseres Jahrhunderts ist, viel zu drucken und nichts zu lesen. Zu dieser Sitte paßt es auch ganz gut, daß man die runden Schriftzeichen, die in früheren Jahrhunderten in Europa ganz allgemein angewandt wurden, aufgegeben und an ihre Stelle die langen Schriftzeichen gesetzt und dann noch glänzendes Papier genommen hat: diese Dinge sind ebenso schön zum Anschauen wie sie den Augen beim Lesen verderblich sind; aber sie sind gut und verständlich in einer Zeit, in der man die Bücher druckt, um sie anzuschauen und nicht um sie zu lesen.

Giacomo Leopardi: Gedanken. Deutsch von Dr. Richard Peters. Hamburg-Bergedorf: Fackelreiter, 1928, S. 15