Marc Papillon de Lasphrise (1555 – um 1599)
Sonett in unbekannter Sprache
Zerr dis zeromm, darunder Tulpenknie,
Fur was Berli- Berliner rieffijer,
Ticktick fahl oh myn hennes tohlijer,
Lee Ulfidie tes Lafferlohn loh’ tieh.
Gär Rehfell us, Turrdomm, Rehdassyn nie,
Ehr wie dionn teck ardo Ludiger,
Gehs dollionersect baß Zinn wie ehr,
Erlaß desto lohzart du Raffirie.
Tast dero lieh, tast Kanter Ondrian,
Tast Deppertull tast fahl myn adir jann,
Tast, suße, tast, kau nulla bis Astrynn,
Lad eilre ihm ihr ledres fur die Füß.
Das bleibt unser Geheimnis, Mädesüß,
Kein Mensch als du und ich versteht den Sinn.
(Übersetzt von Michael Gratz)
Sonnet en langue inconnue
Cerdis zerom deronty toulpinye,
Purois harlins linor orifieux,
Tictic falo mien estolieux,
Leulfiditons lafar relonglotye.
Gerefeluz tourdom redassinye ;
Ervidion tecar doludrieux,
Gesdoliou nerset bacincieux,
Arlas destol osart lurafirie.
Tast derurly tast qu’ent derontrian,
Tast deportulast fal minadian,
Tast tast causus renula dulpissoitre,
Ladimirail reledra survioux,
C’est mon secret ma Mignonne aux yeux doux,
Qu’autre que toy ne sauroit reconnoistre.
Marc Papillon de Lasphrise: mon secret ma mignonne. Hg. v. Leszek Nowak. Frz. Paris (hochroth) 2013. 30 Seiten. 6,00 Euro.
Anmerkung zur Übersetzung: Es handelt sich um Gemeinverse (vers commun), das sind Zehnsilber (in der geschriebenen Sprache auch im Wechsel mit Elfsilbern) mit einer Zäsur nach der vierten Silbe. Die Zäsur ist im Französischen nicht so starr wie im Deutschen, eigentlich muß es nur eine Wortgrenze sein. Es zeigte sich, daß auch unbekannte Sprachen ihre spezifischen Gesetze haben. Eine unbekannte Sprache auf französischer Basis hält die Regeln streng ein; die unbekannte Sprache auf deutschen Füßen verlangt und erlaubt (sich) die ein und andere Freiheit. In diesem Falle zwei: Anders als im Original sind alle Verse Zehnsilber und Vers 7 bleibt ohne die gebotene Zäsur. Das fünfsilbige Wort „dollionersect“ hätte sonst nicht benutzt werden können.