Fern her übt noch eine Flöte / Zwei schwarze Raben

1.6.3.3.1 max dauthendey: Fern her übt noch eine Flöte / Zwei schwarze Raben

Textkette

 
Ausgewählt von Kerstin Becker

 
Für Florian Voß, Dauthendey (1867-1918), hab mich für zwei entschieden („Fern her übt noch eine Flöte“ und „Zwei schwarze Raben“)

Fern her übt noch eine Flöte

Wieder ging die Sonne aus,
Ging wie jedes Blutes Röte.
Sterne suchen überm Haus,
Fern her übt noch eine Flöte.
Auskriecht eine Sehnsucht leis,
Die den Weg für Lust und Nöte
Ohne Licht im Dunkel weiß.

***

Zwei schwarze Raben

Zwei schwarze Raben streichen
Geduckt am Acker hin,
Ihr Flug ist wie voll Zeichen
Und voll geheimen Sinn,
Als wollten Dämonen entweichen.

Die Himmel plötzlich klopfen
Auf Steine und auf Staub,
Aus Wolken fallen Tropfen
Und blättern in dem Laub.

Wie finstre Tarnenkappen
Drin eins versteckt sich hält,
Fällt Rab‘ und Rab‘ ins Feld.

Die Tropfen im Himmel stocken,
Die Raben hüpfen und hocken –
Lieb‘ und Hunger umlungern die Welt.

(Max Dauthendey; aus: Lieder der Vergänglichkeit, zu finden im Verlag Tredition Classics, (oder I-net))